Dettensee
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Fasnetsgeschichte

Dieser Artikel behandelt die Geschichte der Fasnet in Dettensee. Für aktuelle Informationen zur Dettenseer Fasnet siehe die Seiten unter „Leben und Kultur“.

Die Zeit vor 1918

Eine Straßenfasnet mit Masken und Larven hat es vermutlich schon vor dem ersten Weltkrieg gegeben, worauf die Redensart der alten Leute, Maschker springen, hindeutet. Ob es sich dabei um älteres Brauchtum oder um eine neu entstandene Sitte handelte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
Erhard Schillsott, geboren 1905, antwortete auf die Frage, ob er sich an das Feiern der Fasnet im heutigen Sinn in der Generation seines Vaters erinnern könne: „Nein“, sie hätten an der Fasnet lediglich auf der Straße „herumkrakeelt“.
Mit Sicherheit war die Dettenseer Fasnet bis in die 50ziger Jahre auf den Dienstag beschränkt.

Die Zeit zwischen 1918 und 1939

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gab es schon eine ausgepägtere Straßenfasnet. So wurden in der Zeit der Weltwirtschaftkrise schon Umzüge veranstaltet, wobei man sich entweder als Zigeuner verkleidete, mit altem Frack und Zylinder oder als Domino erschien. Auch zwei bis drei „Strohbären“ waren mit dabei. Das waren ganz in Erbsenstroh eingebundene junge Männer, die man an einer Leine führte und die dabei von den Begleitern durch rhythmisches Schlagen von alten Kochtopfdeckeln zum Tanzen gebracht wurden.
Zu Anspielung auf Personen kam es ebenfalls. Zum Beispiel wurde auf einem damaligen Umzug eine Kamel-Attrappe mitgeführt, auf dem kleine Kinder saßen. Das Kamel sollte dem damaligen Dorfschullehrer Westhauser darstellen.
In dieser Zeit gingen zur Fasnet drei junge Männer durch den Ort. Der Erste hatte die Schelle des Ortsbüttels, der Zweite eine Bockleiter und der Dritte eine Laterne bei sich. Bei jedem Halt, wenn der Erste das Ausschellen beendet hat, begann der Zweite sein Ausrufen von der Leiter mit dem Wort „Bekanntmachung!“, und der Dritte stand mit der Laterne am Fuß der Leiter. Ob dabei nur der beginnende Fasnetsumzug ausgerufen wurde, oder ob es auch eine Art Fasnetpredigt war, ist nicht mehr sicher zu sagen.
Das Ganze wurde nicht von einem Verein organisiert, sondern von den jungen Männern des Ortes.

Die Kinder

Soweit sie konnten – beziehungsweise: soweit sie durften –, haben die Kinder ebenfalls an der Fasnet teilgenommen. Damals war Nachmittags noch Schule und der Dorflehrer ein Gegner der Fasnet. Die Kinder trugen einfache Masken aus Pappe, die sie selbst bemalt hatten. War solch eine Pappmaske gekauft, wurde sie mehrere Jahre benutzt, auch wenn die Maske durch das Schwitzen schon recht aufgeweicht und verformt war. Gesichtstücher aus Stoff waren ebenfalls sehr häufig. Die Kinder gingen dann maskiert durch den Ort, um zu „betteln.“
Den Kindern, die Erstkommunion hatten, war das Fasnetspringen verboten.

Die Narrengeräte

Als Narrengeräte waren damals nur „Saublôder“ (Schweinsblase) und ab nd zu die „Rätsche“ bekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre, hatten sich Einzelne Narrenscheren zugelegt, welche aber inzwischen ebenso wieder verschwunden sind, wie die etwas älteren Rätschen.
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs kamen die ersten „Schantle“ – in Dettensee werden alle Holzmasken mit Fleckenkleid als „Schantle“ bezeichnet – über das Nachbardorf Empfingen in den Ort.
Während des Krieges und danach bis 1947 wurde keine Fasnet mehr gefeiert.

Die Zeit ab 1947

Ab 1947/48 kam es dann wieder zu Fasnetsumzügen, die wie vor dem Krieg am Dienstag stattfanden. Es nahmen jedoch mehr Wagen- als Läufergruppen daran teil. Mitte der Fünfziger Jahre wurde einmal versucht, die Fasnet in Form einer Hocketse zu veranstalten. Diese Art, Fasnet zu feiern, wurde von den jungen Männern nach Vorgabe der älteren Generation begangen. Allerdings blieb es wegen starken Regens bei einem Versuch.

Die Dettenseer Masken

Die einzige Dettenseer Maske vor 1939 kam aus Empfingen; den dazu gehörigen Anzug mit den bunten Flecken hat der Besitzer selbst gemacht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg besorgten sich einige junge Männer Masken; sie kauften sie in Empfingen oder ließen sie dort schnitzen. Zum Teil fertigten sie sie auch selbst an. Passende Kleidung dazu wurde im Allgemeinen auch selbst hergestellt.
In diesem Zug ließen sich noch etliche Leute Anfang bis Mitte der 50er Jahre ihre Masken individuell beim Bildhauer Bergmann anfertigen. Die Fleckenkleider wurden alle von den Familien der Träger verschieden gestaltet, wobei die Idee von den Empfingern übernommen wurde. Ein Geschell war damals nicht üblich.

Der Schmotzige Donnerstag

Wenn man sich mit der Dettenseer Fasnet beschäftigt, darf auch der Schmotzige Donnerstag („der ruaßige Dauschtich“) nicht unerwähnt bleiben. Am Schmotzigen Donnerstag werden von den „Gatter-“ oder „Haubenhexen“ alle Leute, die sich auf der Straße befinden und nicht maskiert sind, mit Ruß im Gesicht schwarz gemacht. Außerdem werden die Einwohner in ihren Häusern besucht und um ein Gläschen Schnaps gebeten.

Schon zu Beginn der dreißiger Jahre wurde schwarz gemacht, allerdings nicht in der heute üblichen Form, sondern von Arbeitslosen, die sich in jener Zeit in der Werkstatt des Schuhmachers Anton Lugibihl aufhielten. Diese machten alle Leute schwarz, die in seine Werkstatt kamen. Ob es sich dabei um einen Jux oder eine ältere Tradition gehandelt hat, lässt sich nicht mehr sagen.
Sicher ist die heutige Art Empfinger Ursprungs. 1949/1950 waren es als Erste August Kronenbitter und Kurt Lugibihl, die sich die „Gatterhauben“ von Empfingern ausgeliehen und in Dettensee benutzt haben.
Starken Auftrieb bekam die Sache, nachdem am Ort eine Näherei eingerichtet worden war, denn die hauptsächlich jungen männlichen Maskenträger machten sich einen Spaß daraus, die Frauen der Näherei schwarz zu machen.

Bis heute ist die „Schwarzmacherei“ nicht ganz unumstritten, denn es kommt vor allem mit Auswärtigen, die zufällig in Dettensee sind, zu Meinungsverschiedenheiten. Anfangs waren auch die älteren Dettenseer nicht begeistert von dieser Art Fasnet, eben da die Hexen nicht auf der Straße bleiben, sondern auch in die Häuser eindringen. Dabei ging einmal ein Hausbesitzer mit dem Beil auf einen Eindringling los. Auch das Hetzen von Hunden oder das Drohen mit einer Heugabel kam schon vor.

Heute: Umzug, Narrenzunft und Zukunft der Fasnet

Dettenseer Umzug: Laiengruppe
Dettenseer Umzug: Laiengruppe

Gegen Ende der sechziger Jahren entwickelte sich die Fasnet in ihrer momentanen Form. Mit Fertigstellung seines Sportheims veranstaltete der SSV Dettensee seinen Fasnetsball. Auch das Gasthaus Hirsch hatte zur damaligen Zeit seinen Hausball.
Mit dem neuen Gemeindesaal begann ab Mitte der siebziger Jahre das Interesse an der Fasnet wieder zu steigen. Jetzt wurde aber der Schwerpunkt von der Straße in den Saal verlegt.
Aus Traditionsgründen und weil es finanziell der beste Tag ist, behielt man den Fasnetsdienstag mit Umzug bei, der sich Dank verschiedener Frauengruppen recht abwechslungsreich gestaltet.
Auch der Obst- und Gartenbauverein trat lange Jahre Jahr mit einer originellen Idee beim Umzug auf. Selbst auswärtige Gruppen sind beim Umzug jedes Jahr vertreten. Inzwischen nehmen auch die Dettenseer Jugendlichen jedes Jahr mit einem neuen Thema am Umzug teil. So ist es schon vorgekommen, dass mehr Personen am Umzug mitwirkten, als Zuschauer an der Straße standen. Die musikalische Begleitung wird von den Musikvereinen aus Nordstetten und Wiesenstetten besorgt.

Etwas für die Dettenseer Fasnet Neues war bei ihrer Gründung 1993 die Narrenzunft, die sich aus den schon in den 80er Jahren gegründeten „Habshexen“ entwickelte. Der Verein besteht aus zwei „Sparten“, den sehr mitgliedsstarken „Habshexen“ und den reltaiv kleinen „Schandle“, die zwei ältere Masken reaktiviert haben. Die Narrenzunft findet regen Zulauf und ist bei Veranstaltungen der näheren und weiteren Umgebung dabei. Allerdings ist zum einen streitbar, ob die Figur einer „Habshexe“ („Habs“ ist der Spitzname der Dettenseer) besonders glücklich gewählt ist oder ob nicht z.B. eine „Seewaldhexe“ passender gewesen wäre; zum anderen wirkt sich der Zulauf zu den Hexen natürlich negativ auf die anderen „Amateur“-Gruppen aus.

Dieser Text ist internettauglich gekürzt; die vollständige Version erhalten Sie auf Anfrage.

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